"Open Educational Resources (OER) sind Bildungsmaterialien jeglicher Art und in jedem Medium, die unter einer offenen Lizenz stehen. Eine solche Lizenz ermöglicht den kostenlosen Zugang sowie die kostenlose Nutzung, Bearbeitung und Weiterverbreitung durch Andere ohne oder mit geringfügigen Einschränkungen. Dabei bestimmen die Urheber selbst, welche Nutzungsrechte sie einräumen und welche Rechte sie sich vorbehalten." (UNESCO definition).
Mit dem Begriff der offenen Bildungsmaterialien (bzw. im Englischen "OER" oder "Open Educational Resources") können einzelne Materialien, aber auch komplette Kurse oder Bücher bezeichnet werden. Jedes Medium kann verwendet werden. Lehrpläne, Kursmaterialien, Lehrbücher, Streaming-Videos, Multimedia-Anwendungen, Podcasts – all diese Materialien sind OER, wenn sie unter einer offenen Lizenz veröffentlicht werden.
In vielen Fällen werden offene Bildungsressourcen auf Forschungsergebnissen basierend entwickelt. Wenn Du eine Open Science-Praktikerin bzw. ein Open Science-Praktiker bist, ist es sicherlich sinnvoll, dass das in Deiner Forschung gewählte Niveau von Offenheit sich auch in Deinen Bildungsmaterialien widerspiegelt. Dies ist darüber hinaus auch aus dem Grund wünschenswert, damit dann andere Trainerinnen und Trainer Dein Material weiterverwenden können, um sie entweder an ihre eigenen Bedürfnisse anzupassen oder daraus neue Materialien zu entwickeln. Tatsächlich kann die Schaffung von offenen Bildungmaterialien als ein Zyklus angesehen werden, der dem Forschungszyklus ähnlich ist: finden, zusammenstellen, anpassen, nutzen und teilen (siehe WikiEducator OER-Lifecycle).
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Teilnehmende lernen den Unterschied zwischen offenen und nicht offenen Bildungsressourcen kennen.
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Lizenzierung ist ein wesentlicher Bestandteil offener Bildungsmaterialien. Teilnehmende lernen, wie OER einfach verwendet und kombiniert werden können.
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Teilnehmende haben einen ersten Einblick in verschiedene Möglichkeiten, OER zu finden und selbsterstellte offene Bildungsmaterialien zu platzieren.
Offene Bildungsressourcen sind nur "echte" OER, wenn sie mit einer offenen Lizenz ausgezeichnet sind. Es gibt jedoch keine klare Richtlinie für die Wahl der Lizenz für Deine Ressource. Welche Art von Lizenz ist also angemessen? In der Praxis werden zumeist Creative Commons (CC)-Lizenzen für OER verwendet. Zu den offenen Creative Commons-Lizenzen zählen CC0 (Public Domain Dedication), CC BY (Attribution) sowie CC BY-SA (Attribution-ShareAlike), die für so gut wie alle Bildungsmaterialen verwendet werden können.
Creative Commons Lizenzspektrum DE quer von Napa ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz.
Hier muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass Creative Commons-Lizenzen eigentlich für Kulturgüter wie Bücher, Dokumente, Bilder, etc. gedacht sind, aber für Softwareapplikationen nur bedingt geeignet erscheinen. So ist bspw. für die Verbreitung von Datenbanken unter einer kostenlosen Lizenz eine Wahl von Creative Commons nicht ideal. Wähle für solche Zwecke also dann eher eine für Open Data besonders geeignete offene Lizenz wie ODbl, ODC-BY oder PDDL, um rechtskonform zu sein.
Es ist wichtig zu betonen, dass definiert werden muss, wer das Urheberrecht oder andere verwandte Schutzrechte an den für die OER zugrundeliegenden Forschungsergebnissen besitzt. Urheber ist diejenige Person, die beschließen kann, Beschränkungen aufzuheben, wenn sie nicht standardmäßig durch die Lizenzen aufgehoben werden. Lizenzen sollten daher ausführlich erläutert werden, um Autorinnen und Autoren korrekt zu benennen und ein echtes OER zu schaffen. Dazu gehört auch die Kombination verschiedener Lizenzarten und deren Konsequenzen.
Schulungen zu OER sollten einen Überblick über existierende OER-Plattformen und deren Einsatzzweck vermitteln. OpenCourseWare (OCW) ist eine der ersten offenen OER-Plattformen und einer der wichtigsten Initiatoren der Bewegung der offenen Bildungsressourcen. Das Open Education Consortium, das 2002 am Massachusetts Institute of Technology (MIT) gegründet wurde, bietet heute Materialien aus der ganzen Welt in Form von Kursen unter freien Lizenzen an. Weitere Pioniere waren die UNESCO und die William and Flora Hewlett Foundation, die sich weiterhin für offene Bildungsressourcen einsetzen.
- Notiz: Eine interaktive Timeline, die die Entwicklung des OER-Themas in Deutschland thematisiert, ist unter flavoursofopen.science verfügbar und selbst als OER konzipiert, somit auch frei weiternutzbar.
Beispiele für OER-Plattformen sind:
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International:
- Creative Commons Suche nach Bild-, Audio- und Videodateien
- Open Education Consortium, für offene Kursmaterialien
- OERCommons, für OER aller Art
- Zudem Metasuchmaschinen wie der Mason OER Finder oder OASIS, mit denen eine Vielzahl von Open Content gefunden werden kann.
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Deutsche OER-Plattformen:
- ELIXIR-Suchmaschine der deutschen bildungsserver
- EduTags
- OER World Map
- Allgemeine Informationen zu OER - mit deutscher Perspektive, aber auch international orientiert - sind zudem auf der Plattform open-educational-resources zentral bereitgestellt.
F: Wie kannst Du die Qualität offener Bildungsmaterialien sicherstellen?
A: Das ist in der Tat schwierig zu sagen. Bislang gibt es kein einheitliches Qualitätssiegel für OER-Materialien. Offene Kommentarforen zu Materialien, Peer Review und die Veröffentlichung von Materialien auf Plattformen etablierter Institutionen wie z.B. Universitäten können einen ersten Hinweis auf die Qualität geben. Wie bei gedruckten Textmaterialien kann die Qualität jedoch nicht garantiert werden. Das beunruhigt viele Benutzer. Die Möglichkeit, OER-Inhalte durch ihren offenen Charakter leicht zu aktualisieren und die Anpassungsfähigkeit der Materialien spricht aber trotzdem für den Einsatz von OER. Am Ende des Tages kannst nur Du selbst entscheiden, ob das ausgewählte Material für den von Dir vorgesehenen Zweck geeignet ist und ob sein Inhalt korrekt ist.
- Lernende werden in der Lage sein, zwischen urheberrechtlich geschützten und freien Materialien zu unterscheiden.
- Die Kombination verschiedener Lizenzarten und deren Auswirkungen werden ihnen bekannt sein.
- Sie werden in der Lage sein, offene Bildungsmaterialien zu finden, zu nutzen und selbst zu erstellen.
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Butcher (2015). A Basic Guide to Open Educational Resources (OER). hdl.handle.net
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Miao et al. (2016). Open Educational Resources: Policy, Costs and Transformation. hdl.handle.net
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OECD (2007). Giving Knowledge for Free: The Emergence of Open Educational Resources. OECD Publishing, Paris. DOI 10.1787/9789264032125-de
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Open Knowledge Foundation (2014). Open Education Handbook 2014. education.okfn.org